PNOX.DE - Texte PNOX.DE - Texte  

Die Salbung (mit 10W40)

15.10.2004

Gestern auf dem Heimweg dachte ich mir: "Hey - ich seh ja ein, dass der Senat kein Geld hat und die Verkehrsverwaltung auch nicht. Aber müssen denn sämtliche Strassen dieser Stadt an einem einzigen Tag sowas von holperig werden!?" - Das Schwein hoppelte und roppelte wie über Kopfsteinpflaster - und das auf Strassen, darauf ich über ein Jahr lang nichts dergleichen bemerken konnte.

Natürlich waren nicht die Strassen beschissener geworden, oder jedenfalls nicht so massiv in acht Stunden. An der Ecke Warschauer dämmerte mir, dass nicht immer und ausschliesslich die anderen schuld sind. Um mich dessen zu vergewissern, drückte ich die Vordergabel nach unten, um deren Dämpfungsverhalten zu prüfen. Tatsächlich dämpfte sie etwa soviel wie meine Fahrradgabel, die auch nicht gefedert ist; oha. Zum Glück wars nicht mehr weit - denn das Gehoppele ist viel leichter zu ertragen, wenn man nicht gar so genau weiss, woher es rührt.

Zum Glück nur glatte Strasse bis nach Haus. Dort gelang es mir, die Gabel mittels meines sämtlichen Lebendgewichts einzudrücken, wobei sie keine komischen Geräusche machte und auch wieder rauskam; aber viel schwergängiger als sonst. Meine Erfahrung liess mich den Fleck von Gabelöl bedenken, der seit dem Zerlegen und dem Zusammenbau des Schweins (wegen des Steuerkopfes) in meinem Zimmer umherlungert. Nicht dass er mich dort störte - aber seine Abwesenheit stört in der Gabel, die sich genau so anfühlte, wie man das von ineinanderrutschenden Eisenteilen erwartet - zwischen die Öl gehört, das aber gerade abwesend ist.

Den Mechaniker rief ich eigentlich nur an, um zu fragen, ob ich die Gabel zerlegen müsste oder das Öl auch durch die kleinen Luftlöcher in derselben einfüllen könnte. Er kam dann aber doch und wir fluchten erst herum, weil er meinte: Pro Dämpfer brauchen wir 400ml Öl, aber es waren bloss noch 250ml im Haus; und das gute Zweitaktöl wollten wir dafür nicht verballern.


Das Innenleben der Telegabel
Na gut, zum Schmieren und für heute reichen auch weniger. Also Rad ab, untere Gabelrohre ab und Öl rein. Wie er die 250ml auf zwei Dämpfer verteilte, merkte er, dass man pro Stück bloss 40 statt 400ml braucht. Mir war auch so gewesen, aber ich hatte seiner Ansage natürlich nicht widersprochen - er kennt sich mit Knatterschweinen besser aus als ich und ich würde es nicht wagen, seine Angaben in Frage zu stellen.

Künftig werde ich es wohl gelegentlich tun; schliesslich war ich auch derjenige, der anschliessend die übergelaufene Öllache im Hausflur aufgefeudelt hat; dort sind jetzt zwei unnatürlich saubere Flecken.

(Ich weiss jetzt auch, wie wir auf die 400 statt 40ml gekommen sind: 400ml kommen in den Motor. Indes ein Nachbar traf mich beim Feudeln und frug verwundert, was um alles in der Welt ich dort täte. Ich berichtete das Malheur und wir schwätzten etwas über das Herumkleckern mit Öl. Dabei berichtete er, wie er mal an der Tanke das Öl habe wechseln wollen und infolge unpassender Auffangwannen ihm dann erstemal sechs Liter von dem Dreckzeug in die Ärmel gelaufen sind. Da war ich mit der Minipfütze wieder versöhnt.)

(Und freue mich, die Umweltsauerei vermieden zu haben! Der Hausflur hat zwar keinen Ölabscheider, der die Pisse der Alkis von der Körperflüssigkeit des Schweins trennt - aber es läuft auch nix in den Rasen und man kanns wegputzen danach. *mich in ökologischer Korrektheit sonn*)