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Der Personennahverkehr

08.07.2004

Ach wie schön - das Knatterschwein fährt wieder! Es gibt zwar noch irgendwelche Hakeligkeiten mit der Zündung im oberen Drehzahlbereich, aber es kommt wieder voran und vor allem schaltet es jetzt wie eine Eins; die Justierung des Getriebes ist zu vorher wirklich ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht.

Mit der Zündung fahren wir morgen nochmal nach Alt-Stralau zum Glaswerk, wo wir ihn ungestört mal richtig aufdrehen können und nachschauen, was denn da nun eigentlich noch ist.

Ich bin aber sehr glücklich über den auch jetzt schon erreichten Zustand, denn nun kann ich überhaupt erstemal wieder mein eigener Herr sein - anstatt mit hunderten von Deppen am Bahnsteig zu stehen und darauf zu warten, dass ich mich mit ihnen zusammen in die überfüllte und stickige Bahn drängeln darf. In der geniesse ich dann eine dreiviertel Stunde des Stehens - gewürzt mit der Chance, aufgrund der allgemein nicht gerade gelösten Stimmung (morgens vor der Arbeit oder abends nach Feierabend...) in Streit mit betrunkenen Subjekten zu geraten, die einen bemerkenswerten Anteil der Passagiere stellen.

Dies zu meiden, schweifen die Augen dann ziellos über die verstopften Gesichter von Leuten, denen ihre Arbeit oder wo sie auch immer hinfahren (a) keinen Spass macht und die (b) auch alles andere Scheisse finden - nach dem Ausdruck in diesen Gesichtern zu urteilen. Andere sind so gnädig, ihr gerade dem Bett entknittertes Antlitz hinter einer Zeitung zu verbergen - aber dafür muss man dann mit den verstopften Gesichtern der Zeitungsfotos vorlieb nehmen.

Manchmal sind junge Mädchen unter den Gästen, und der arglose Leser mag denken: Wohlan, es ist Sommer und die können ja nicht alle hässlich sein! Doch doch, das können sie, jedenfalls die um die Uhrzeit mit der S42 fahren.

Die können dazu noch eine ungeheure Scheisse labern - so eine Mischung aus Werbung, Seifenopern und Klagen über die negativen Effekte eigener Verblödung - und das mit dem Sommer nützt gar nichts, denn bravo-lesendes fettes Volk in freien Tops ist viel schlimmer als zB gestern früh, da mir der komplette Kickstarter mit Welle entgegengekommen ist.

Fettig und ölig ist das eine wie das andere, aber den Kickstarter fasse ich viel lieber an - weil wenn der wieder sitzt, erfüllt er eine sinnvolle Aufgabe. Während wenn die pickeligen Weibspersonen sitzen, dann nehmen sie mir nur den Sitzplatz weg - idealerweise aber den Sitzplatz genau gegenüber dem Rentner, der seine Fitness - nicht aber seine Kontinenz - bewahrt durch den allmorgendlichen Konsum von achtzehn frischen Knoblauchzehen.

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Also gegen diese Bahnfahrerei ist es gar nichts, ab und zu mal ölige Finger zu haben oder morgens am Strassenrand zu meditieren, ob jetzt die 35er Düse für den Leerlauf und die sechziger für den Schock war, oder umgekehrt...