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Die grosse Macht!?

28.09.2004

In den Sätteln spürten wir schon
die große Macht

(City: Meister aller Klassen)

Ich fahre ja immer noch mit dem Fahrrad zur Arbeit; das Knatterschwein ist inzwischen komplett zerlegt und der Rahmen wartet in der Karosseriewerkstatt, vom Chefarzt persönlich behandelt zu werden. Freitag soll es fertig sein, und am Sonntagmorgen werde ich hoffentlich schon wieder den SPIEGEL und Brötchen damit holen können.

Bis dahin siehts richtig cool aus bei mir zu Hause - eine ölbeschmierte Coca-Cola-Stranddecke, darauf die sämtlichen Einzelteile des Knatterschweins auf ihre Wiedervereinigung warten; ein Glück, dass der Benzinhahn dicht ist. Ich bin voll der Vorfreude.

Gestern der Heimweg jedoch war zunächst mal wieder ein Hochgefühl, das dem einer Knatterschwein-Havarie in nichts nachstand: Irgendwo auf der B96 Ecke Waidmannsluster Damm fällt mir auf, dass der Steuersatz nicht mehr klappert. Häh? Den hatte ich zehn Jahre lang nicht einmal festgezogen, der klapperte sogar beim Treppe hochtragen - und jetzt war er auf einmal still. Zu still; ein Blick aufs Vorderrad liess mich den Grund der Dämpfung erkennen: Das waren jedenfalls definitiv nicht mehr die 4,5 bar, die ich am Morgen noch draufgetan hatte.

Der Schlenker von der Strasse auf den Bürgersteig offenbarte die weitestgehende Unkonrollierbarkeit des Vorderrades und seine absolut mangelhafte Spurtreue; fast wäre ich unsanft abgestiegen. Ich pumpte Luft nach, aber nach hundert Metern ging das Geeiere schon wieder los. Nach weiteren hundert Metern des Schiebens schnorpelte der Mantel auf der Felge herum - von da waren es aber nicht mehr weit zu Caro-Autoteile, wo sie auch Fahrradschläuche haben.

Sehr gut sortiert sogar, alle Grössen und alle Ventile - aber natürlich keinen 26"/1,95"er mit Autoventil - nur diese blöden Franzosenventile, wo man nur am Rumschrauben ist, eh da mal was geht. (Und pumpen Sie mal vier oder fünf bar mit der Hand auf - dann wissen Sie Autoventile und Tankstellen wohl zu würdigen!)

- Na, von Caro zum hinterfotzigen Fahrrad-Otto waren es keine zwei Kilometer, und mit knapp 13 kg ist das Rad auch keineswegs untragbar. Fahrrad-Otto hatte den passenden Schlauch und versuchte diesmal auch nicht, mich um zehn Euro zu betrügen wie beim letzten Mal. Im Schlauchwechsel bin ich infolge einer Pechsträhne in den letzten zwei Wochen mittlerweile sehr geübt; heute abend werde ich die beiden schwächelnden Kandidaten mal flicken und dann immer einen davon einstecken haben - denn es wäre ökonomischer Unfug, für ein Fahrzeug mit zwei Rädern mehr als vier Schläuche zu besitzen.

Irgendwie musste ich beim Aus- und Einbau des Vorderrades aber die Bremse verstellt haben - die bremste zwar noch, löste sich aber nicht mehr von allein. Ein ganz garstiges Verhalten. Auf der Roedernallee schraubte ich daran herum und glaubte das Problem schon gelöst zu haben - bis ich sie an der nächsten Ampel durchzog und feststellen musste, dass ich den Bowdenzug am Cantilever-Hebel nicht anständig festgezogen hatte: Erst bremste es etwas, und dann kam mir der Bremsgriff rasant entgegen; ebenso schnell löste sich die Bremswirkung in Wohlgefallen auf.

Also alles ab, die ganze Scheisse neu justieren (Bremsendreck + Nieselregen = BÄH!), wieder ran und dann feststellen, dass man zehn Jahre alte Bremsbacken ab einem gewissen Verschleissgrad anschrauben kann wie man will - dieses sehr bissfeste Ansprechverhalten kriegt man damit nicht mehr hin.

Zu Hause habe ich die Backen erstemal mit dem Cuttermesser geglättet; SO müssen Bremsen zupacken! Der Steuersatz klappert jetzt auch nicht mehr - der musste bloss mal festgezogen werden, wofür mir immer noch das passende Werkzeug fehlt. Indes wagte ich zum ersten Mal, die schwarz lackierte Überwurfmutter mit der bärenstarken Knipex-Wapuza anzugreifen. Tiefe Schrammen, aber der Steuersatz sitzt jetzt wieder. Nachdem auch der Sattel strammgezogen war, befand sich der gute Tretbär wieder in dem Zustand, wie ich ihn mag: Dass man ihn ohne Gewicht herumhupfen kann, und es klappert NICHTS.

Hoffentlich ist das Knatterschwein bald fertig - nicht dass es eifersüchtig wird. Grund dazu hätte es jedenfalls; zumindest solange es noch zerlegt auf der Coladecke liegt, während ich den Tretbär nach langer Pause wieder wohl zu gebrauchen lerne...