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Wer bremst, verliert ...

20.10.2004

Gestern war ich bei Zweirad-Gönne und habe dort neue Bremsbacken für des Knatterschweins Vorderbein beschafft. Die baute ich auch erfolgreich ein, wobei als einziges Malheur der übliche Dreck auftrat, der aus zerriebenen Bremsbacken besteht und das Innere der Bremstrommel sehr schwarz färbt; zuzüglich allem, was damit in Kontakt gerät.

Das wusste ich aber schon vorher, so wie ich überhaupt die Handgriffe zum Bremsbackenwechsel einigermassen beherrsche und die Wartungstat sich in meiner Vorstellung wie in der Realität als Routine abhaken liess.

Alles easy. Und alles wieder eingebaut, kurz die Rändelschraube für den Bowdenzug nachgezogen, eingehängt, nochmal nachgezogen und mal kurz ausprobiert das ganze.

Bei probeweise beherzten Zupacken indes gab es einen mittleren Knall, und vom frisch wiederhergestellten Biss der Bremse war nichts mehr zu spüren. Das Befingern der entscheidenden Teile (mittlerweile war es dunkel geworden) erbrachte, dass am Bremsgriff genau die Stelle ausgebrochen war, darin der Bowdenzug eingehängt ist.


Der Lenker mit dem fraglichen Bremshebel (17)
Sozusagen diejenigen paar Gramm Plastik, von denen im Ernstfall mehr abhängt, als von den restlichen 80 Kilo Knatterschwein.

Und die hatten sich auf dem Hof entschärft, anstatt auf der Strasse.

Im ersten Moment ärgerte mich das, aber rasch begriff ich, dass ich in Wirklichkeit ein Riesenglück gehabt habe: Denn fest zugepackt hätte ich das nächste Mal sicher erst wieder dann, wenns wirklich drauf angekommen wäre... Und dann hätte es noch viel hässlichere Geräusche gegeben, als nur den trockenen Knall berstenden Plastiks.

Ich hatte sogar noch einen Ersatz-Bremshebel herumliegen, aber der war auch schon benutzt und stammte noch aus Ostzeiten - EVP 1,10 M - so dass mir auch da schon übles schwant. Fünfzehn Jahre oder mehr scheinen so eine Grenze zu sein, hinter der man tragende Plastikteile auswechseln sollte.

(Plastemüll bleibt ja angeblich hunderttausend Jahre im Wald liegen und vergammelt nicht. Aber "vergammeln" scheint nochmal was anderes zu sein als "die Festigkeit verlieren".)

Na, jedenfalls muss ich heute gleich nochmal zum Teilebär fahren und einen neuen Bremshebel beschaffen, wobei die Betonung auf "neu" liegt. Ausserdem muss es ja auch welche aus Metall geben; jedes Billigfahrrad hat metallene Bremshebel - da kann es nicht sein, dass mein so rasant vorwärtsstürmendes Knatterschwein sich in dieser Frage auf dem Sicherheitsniveau 16zölliger Kinderfahrräder bewegt.

Na, jedenfalls freue ich mich sehr, dass der HERR den offenbar unvermeidlichen Ermüdungsbruch zumindest im Strassenverkehr vermeiden konnte - denn wer weiss, was da im Fall der Fälle noch alles gebrochen wäre.