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11.11.2004

Diese Knatterschweingeschichte beginnt anders: Nämlich keiner verreckt, niemand stottert und nichts fällt ab. Stattdessen brachte ich das Tier aus sauberem Lauf wohlkontrolliert zum Stehen, hob es behutsam über den Kantstein und hiess es vor Autoteile-Unger warten; nach einem Klaps auf die Hinterbank trennten wir uns und ich betrat eins der diversen Paradiese, die der HERR den Motorfreunden schon auf Erden bereitet.

Dort gab es tausenderlei und ich hätte Stunden vertrödeln können, doch lieber suchte ich zielstrebig meinen Weg zu grossen Paletten mit Ölkanistern. Das gute 10W40-Leichtlauföl hatte meine Begierde erweckt; oder vielmehr die des Schweins, das seit der letzten Herzoperation bestimmt schon wieder ein paar tausend Kilometer hinter sich hat.

Frohgemut liess ich dem Ladenschwengel mein sauer verdientes Geld: Hatte ich doch im Tausch eine kostbare Essenz erworben, danach das Nutztier vor der Tür sich schon den Einfüllstutzen leckte.

Da sprach eine Stimme zu mir:

ICH aber sage euch: Wer da stillt den Öldurst seines Fahrzeugs und nicht sachgemäss entsorgt den Schlotz, welcher dabei anfällt, für den wird kein Platz sein dereinst an MEINER Seite, denn er soll verstossen sein aus dem Himmlischen Reich für immerdar!

Ich wäre aber auch so erstmal nach Hause gefahren, wo ich noch eine olle Schale und einen feinen Trichter lagere. Schlau wie ich war, nahm ich auch die bereits sehr olle Cocacola-Stranddecke mit zu meinem Komfort; denn ich muss ja nun nicht jedesmal den Hausflur wischen, wenn am Knatterschwein was ist.

Also: Zuunterst die Decke. Darauf das Schwein und genau dazwischen die Schale. Dann den guten abgesägten Neunzehner (wär sonst zu sperrig) an die Ölablasschraube und ARRGH!! *splorp*bluplupgluck* läuft die schwarze Sauce in den ehemaligen Gummibärenbehälter. Ekelhaft; zumal die schon gar nicht mehr wirklich schwarz war, sondern restweise bereits graumetallicfarben. Wahrlich, höchste Zeit.

Es konnte in Ruhe ausbluten, ehe ich vier Treppen hoch- und runterlief, den vergessenen Trichter zu holen. Als nur mehr aller halber Minute ein wönziger Tropfen kam, liess ich es gut sein, schraubte zu (wichtig!!) und füllte los.

Die Schraube, die den Ölstand markiert, ist hoffnungslos verkriesknaddelt, aber ich messe den Ölstand ohnehin mit einem Kabelbinder. Geht 1A, die Dinger gibts in jeder Länge und sollte man eh immer welche dabeihaben; das jetzt nur mal so als Tipp unter Amateuren. (Amateur, von lat. amat, "er liebt")

Der Ölkanister war mit einem blöden Verschlussystem versiegelt, das beim Öffnen eine Menge schwarzer Plasteteile freisetzte, die ich auf der Motorabdeckung ablegte und nachher wegwerfen wollte. Was war an diesem Verschluss so blöd? Dass bei den Abfällen davon auch der Deckel vom Einfüllstutzen lag, der genauso aussah; aber viel wichtiger war.

Zunächst aber polierte ich den diesmal nur sehr kleinen Fleck im Hausflur mit der Decke fort, schob das Schwein an seinen Platz, deckte es zu, warf den Müll weg und trug meine Siebensachen nach oben. Dort gedachte ich plötzlich und voll Schreck des Einfüllstutzendeckels. Wohl habe ich Ersatz, aber es jammerte mich doch, ein egal wie simples Teil auf diese Weise zu verlieren.


Seitendeckel mit Verschlusschraube für Öleinfüllöffnung (3)
Schweren Herzens steckte ich den Ersatzdeckel ein und lief hinab, ihn einzudrehen. Jedoch wer in einer möligen Wohnung wohnt, hat schlauerweise eine Taschenlampe dabei. Und fürchtet sich auch nicht davor, damit in die Mülltonne zu leuchten, ob dort nicht doch der verlorene Deckel läge? Und siehe: Alles Weggeworfene hatte sich zwischen die Ritzen der Müllsäcke verkrümelt; nur der Gesuchte lag schwarz mitten obenauf einem Sack voll der hellen Kleintierstreu und rief mich an: "He, lass mich nicht zurück! Ich gehöre doch dazu!" - Oh, wie gross war meine Freude: Den verloren geglaubten wieder in seinen Platz zu schrauben.

Wie gut, dass ich nicht gleich an den Deckel gedacht hatte; so wäre mir dies Glück verwehrt geblieben. Heute früh war es dann gleich viel schöner, mit dem Schwein zu fahren - nicht dass man den Öl-Unterschied gespürt hätte, aber erstens hatte ich auch den Kolbenschieber am Vergaser wieder festgedreht und zweitens ist es auch für den Halter sehr angenehm, dem treuen Tier etwas gutes getan zu haben.