Der Fremdgeh-Schutz
16.08.2005
Gestern war ich bei Hein Gericke und habe dem Knatterschwein ein mittleres Weihnachtsfest beschert: Eine neue Zudecke für wenn es nachts im Hof steht und pennt, fünf Liter feinstes Zweitaktöl - und ein Alarmschwein, das sich dem treuen Nutztier als Kamerad beigesellen wird.
Die Alarmanlage TG400
Es handelt sich um eine kleine Plastekiste, etwas grösser als eine Zigarettenschachtel, aus der ein Halbdutzend Drähte mündet. Diese sind mit der Batterie und einem Schalter zu verbinden; das ganze soll dann nach dem Scharfmachen laut umherpfeifen, wenn jemand am Schwein wackelt.
Mit Fernbedienung, einstellbarer Empfindlichkeit, Notstrom, 110dB und allem.
Bevor sich aber überhaupt irgendein Sicherheitszuwachs einstellt, muss das Ding zunächst eingebaut werden. Was sich bei näherer Betrachtung als knifflig erweist, falls ich das Kistchen nicht einfach aufs Knieblech pappen will: Nämlich ist das Knatterschwein sowas von optimal durchkonstruiert, dass schlicht kein Platz ist.
Unter der Elektrik: Keine Chance. Die ganze Räumlichkeit ist nicht tief genug, weder für den verqueren noch den seitlichen Einbau. Unter der Sitzbank ist zwar deutlich mehr Platz als nötig - aber den belegt schon das Werkzeug, dessen ständige Griffbereitschaft ich nicht missen möchte. Unter der Motorabdeckung ... je nun, da ist halt schon der Motor und ich weiss auch nicht, wie warm das Ding werden darf.
Dazu kömmt, dass aus dem blauen Kasten eine Antenne für die Funkfernbedienung heraushängt: Und diese Antenne soll laut Anleitung erstens senkrecht, und zweitens nicht neben Metallteilen verlaufen. Super! Das Schwein ist doch kein Plasteroller! Was haben diese Leute sich dabei gedacht!?
Aber ich werde das Teil einfach unters Werkzeugfach montieren. Das ist zwar eigentlich der Ausweichplatz fürs Hinterrad, aber bis ganz in die Ecke zwischen Batterie und Luftfilter federt es doch nicht. Und dieser Platz ist noch aus einem anderen Grunde optimal: Nämlich ist der Luftfilterkasten aus Plaste und zieht sich von unter der Batterie bis zum Schwingenlager; das ist so ziemlich die einzige senkrechte Stelle am Schwein, die nicht aus Metall ist.
Sehr schön.
Anschrauben werd ich es die Tage noch. Und zum Anschliessen, Einstellen und Ausprobieren fahren wir dann am Wochenende in so ein Gewerbegebiet am Gross-Berliner Damm, wo keiner wohnt. Am liebsten würd ich das ja am Sonntagmorgen so gegen halb sechs an den Hackeschen Höfen oder der Wilhelmstrasse tun ... aber Mitte und das Regierungsviertel sind dermassen feindliche Gegenden, dass eine nachhaltige Schweinereparatur dort nahezu unmöglich ist - kein Platz, viel nutzloses Volk zu jeder Tageszeit, alle sind ungemein hip/toll/trendy und am Ende muss man sich noch beherrschen, weil die Leute dumme Sprüche reissen. Bad vibrations.
Aber Gewerbegebiete im Südosten, das ist ein ganz maroder Charme - leere Fensterhöhlen schauen dich an, die am Boden liegenden Fensterscherben sind schon seit Jahren blind, zwischen den Betonplatten wuchert das Kraut, Geländer aus 3mm-Rohr haben Rostlöcher zum Durchgucken und die Lagerflächen neuerer Bauprojekte sind auch schon wieder bewachsen. In diesem Paradies können diverse Tierarten ungestört ihr Wesen treiben, darunter auch Alarmschweine.
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